Als Host Broadcaster ist die SRG Fernsehproduzentin der Tour de Suisse und verantwortlich für die weltweite Liveübertragung. Seit 1991 ist die Tour de Suisse die grösste jährlich wiederkehrende Liveproduktion der SRG. Der logistische und technische Aufwand ist immens, da über neun Tage Etappenorte und Zielbereiche vorbereitet und ausgestattet werden. Der technische Projektleiter gewährt uns Einblick in seine Arbeit.

Die Mobile Kamera im Einsatz: mit einem Motorrad versuchen Fahrer und Kameraperson so nahe wie erlaubt an die Rennfahrer:innen zu gelangen. Bildquelle: tourdesuisse.ch

 

Damit die Zuschauenden im TV oder Internet bestes Bildmaterial von der Tour de Suisse erhalten, braucht es eine detaillierte und aufwendige Planung.

Sowohl SRF, RTS und RSI als auch alle internationalen TV-Sender, die das Rennen übertragen, verwenden die von der SRG produzierten Bild- und Tonsignale und senden sie in ihren jeweiligen Ländern, ergänzt durch eigene Kommentare in den jeweiligen Landessprachen.

Bei der Tour de Suisse sind bis zu neun fest installierte Kameras im Zielgelände im Einsatz. Zusätzlich sind zwei Kamera-Helikopter in der Luft und liefern Bilder. Vier Motorräder mit jeweils einem oder einer Fahrer:in und einem Kameraperson begleiten das Fahrerfeld.
 

Welche technischen Herausforderungen treten bei der Live-Übertragung der Tour de Suisse auf?

Technischer PL: Die grösste Herausforderung ist es, alle Bilder, die auf der Strecke entstehen, in einer guten Qualität ins Ziel zu bringen. Im Ziel sitzen dann ein Regisseur und ein Produzent, die über den Inhalt entscheiden und dann aus diesen Bildern die besten aussuchen. Meine Aufgabe als technischer Projektleiter ist es, dafür zu sorgen, dass diese Bilder dorthin gelangen. Ich muss also darauf achten, dass die Motorräder und Helikopter immer am richtigen Ort sind, damit die gewünschten und spektakulärsten Bilder dann auch vorhanden sind.
 

Welche Aufgaben hast du während des Rennens?

Technischer PL: Eine meiner Aufgaben während des Rennens ist die Koordination der Helikopter, der Motorräder und dem Relaisflugzeug. Ich sitze im Ziel, vor mir habe ich einen Monitor mit einer Karte, auf dieser sehe ich die Fahr- und Luftfahrzeuge im Einsatz. Via Funk stehe ich mit ihnen die ganze Zeit im Austausch.

Eine zweite Aufgabe des Teams und mir ist es, den Signalweg sicherzustellen. Das heisst, wir sorgen dafür, dass wir im Ziel die gewünschten Bilder empfangen. Das klingt erst einmal einfach, wenn wir aber die Topografie der Schweiz anschauen, stellt dies eine grosse Herausforderungen dar. Die Kameras in den Helikoptern und auf den Motorrädern senden an das über ihnen kreisende Relaisflugzeug. Das Flugzeug überträgt die Bilder via speziell dafür ausgelegten Antennen in den Zielbereich. Um eine unterbrechungsfreie Übertragung zu gewährleisten, sollte es ständigen Sichtkontakt mit dem Ziel haben. Durch unsere vielen Berge ist dies nicht immer gewährleistet. Meine Aufgabe besteht also auch darin, einen möglichen Empfangsstandort auf einem Berg zu finden, auf welchen das Flugzeug das Signal übertragen kann und wir es dann via Satellitenverbindung ins Ziel bringen.

Die dritte Aufgabe, die wir während des Rennens haben, ist vorzuwarnen, wann die Athleten durch einen Tunnel fahren, da wir in den Tunnels keinen Empfang haben. Das suchen wir alles im Vorfeld raus. In Tunnels können wir teilweise auf das Handymobilnetz zurückgreifen.  
 

Welche Rolle spielt die Drohnentechnologie bei der Aufnahme von Luftbildern während des Rennens?

Technischer PL: Normale Drohnen fliegen ca. 20 bis maximal 30 Minuten. Man wäre also die ganze Zeit damit beschäftigt, Akkus auszutauschen. Zudem ist es in der Schweiz Pflicht, dass man Drohnen auf Sicht fliegt, heisst, ein Spotter muss vom Boden aus immer die Drohne im Sichtfeld haben. In einer bergigen Landschaft müsste dann alle paar hundert Meter ein Spotter stehen plus das Auswechseln der Akkus, das alles zusammen wäre zu aufwendig und undenkbar.
 

Was sind die grössten Unterschiede zwischen der Videoproduktion für die Tour de Suisse und anderen Sportveranstaltungen?

Technischer PL: Wohl der grösste Unterschied ist, dass wir jeweils bis 30 Minuten bevor wir live auf Sendung gehen und in zig Länder auf der ganzen Welt übertragen, kein Bild sehen. Die Produktionsmittel, also Helikopter und Flugzeug, sind so teuer, dass sie wirklich ganz knapp vorher erst in die Luft gehen. Circa eine Viertelstunde, bevor wir live auf Sendung sind, haben wir die Bilder. Bei einem Fussballmatch wäre dieser kurze Vorlauf undenkbar und alle wären sehr nervös, wenn sie so kurz vorher noch kein Bild sehen würden. Diese Stimmung vorher ist sehr besonders, alle sind dann sehr ruhig, denn man hätte sehr wenig Zeit, um noch zu reagieren.   

Schematische Darstellung, wenn direkt ins Ziel gesendet werden kann.

Wollen Sie mehr zum Relaisflugzeug und der Arbeit darin erfahren? Hier gibt es einen interessanten Beitrag dazu.

Relaisflugzeug an der Tour de Suisse. Quelle: srgd.ch